Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe längst verstanden, dass mein Job niemals erledigt sein wird. Es wird nicht diesen einen Moment geben, an dem ich auf mein Unternehmen schaue und mir denke „jetzt ist es fertig“
Aufgaben, Herausforderungen, Probleme, Pläne und Ideen, werden immer weiter auf mich einprasseln. Mit der guten alte Eisenhower Matrix, die uns lehrt, Wichtiges von Dringendem zu unterscheiden, komme ich nicht mehr weiter. Denn alles scheint wichtig und dringend zu sein.
In diesen Momenten verfallen viele Manager in eine besondere Form des Multitaskings. Sie arbeiten so lange an der gefühlt drängendsten Aufgabe, bis sie das Gefühl haben, sie wieder im Griff zu haben. Dann springen sie zum nächsten Punkt auf der To-do-Liste, der nun den meisten Druck macht. So wechseln sie zwischen den Aufgaben hin und her, statt sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu fokussieren.
Ich habe dafür den Begriff des Flipper-Managers geprägt. Mich erinnert das Verhalten an ein Flipperspiel. Die Aufmerksamkeit wird von einer Ecke in die andere geschossen und wechselt ständig die Richtung. Wie beim Flipper eben.
Menschen, die so arbeiten, haben auch nach einem 10-Stunden-Arbeitstag nicht das Gefühl, die Firma vorangebracht zu haben.
Das ist insbesondere für Unternehmer kritisch. Denn fehlt bei den Entscheidern der Fokus auf die Weiterentwicklung der Firma, hat das Auswirkungen auf alles andere in der Organisation.
Heute möchte ich dir einen Ausweg zeigen. Dazu nehme ich mir als Vorbild, Menschen die etwas von Druck verstehen.
Am 26. März 2012 gelang James Cameron der erste Solo-Tauchgang zum Grund des Challengertiefs.
Der tiefste Punkt der Erde liegt fast 11 Kilometer unter dem Meeresspiegel. Dort herrscht ein Druck von über 1.000 bar. Kein Mensch würde den Druck überleben. Und trotzdem tauchen Menschen hinab bis auf den Grund. Der Trick dabei ist eine Kapsel, die den Taucher vor dem tödlichen Umgebungsdruck schützt.
Bild: Mark Thisessen
Es ist schon eine Weile her, da stand ich auch unter großem Druck. Ich war damals in einer Position, in der sich mein Handeln direkt auf den Aktienkurs des börsennotierten Unternehmens auswirkte, für das ich verantwortlich war.
Damals verbrauchte ich viel Zeit damit, politische Intrigen abzuwehren und Entscheidungen zu rechtfertigen, hinter denen ich nicht immer stand. Für meine eigentliche Arbeit, die strategische Entwicklung des Unternehmens, blieb mir oft keine Zeit. Ein Teufelskreis.
In dieser Zeit entwickelte ich zu meinem Selbstschutz meine eigene Druckkapsel. Diese Kapsel konnte zwar keinem physischen Druck standhalten, sie war aber in der Lage mich vor sehr hohem mentalem Druck zu schützen.
Immer wenn ich mich in meine Kapsel zurückzog, war ich in der Lage hoch konzentriert und in absoluter Ruhe und Gelassenheit meine Arbeit zu verrichten. Ich war im übertragenen Sinne druckdicht abgeriegelt.
So eine Kapsel kannst du dir auch zulegen, um dich temporär zu schützen gegenüber allem, was dich unter Druck setzt:
Druck von Menschen, die etwas von dir erwarten (Kunden, Mitarbeiter, Familie, Geschäftspartner)
Druck von Terminen und Deadlines.
Druck von langen To-do-Listen.
Druck von ständiger Erreichbarkeit, Telefon, Handy, E-Mails, SMS, WhatsApp.
Wie schaffst du dir eine solche Kapsel?
Suche dir einen Ort, an dem du ungestört bist. Du musst selbst für dich entscheiden, wo ein solcher Ort für dich sein kann. Diesen Ort bezeichnest du als deine Kapsel.
Wichtig dabei ist, die Kapsel druckdicht abzuriegeln. Und so machst du das:
In deiner Kapsel bist du nicht erreichbar. E-Mail, Telefon, Handy sind aus. Auch das Vibrieren eines auf lautlos gestellten Handys ist nicht gut. Mach die Geräte am besten komplett aus.
Sei hier sehr streng, denn es bedarf nur einer kleinen Störung – ein Anruf, E-Mail oder Nachricht und schon strömt wieder Druck ein.
Bei Personen, die es gewohnt sind, dich ständig zu erreichen, meldest du dich ab. Dann macht sich keiner Sorgen und das wiederum macht deinen Kopf frei.
Du bist immer nur vorübergehend in der Kapsel. Dauerhaftes Zurückziehen ist nicht die Idee. Ich arbeite mit Sanduhren, die ich auf 30 oder 45 Minuten stelle.
Was machst du in der Kapsel?
In der Kapsel denkst du über die wichtigen Themen nach und arbeitest am Weiterkommen deiner Firma. Das abgeschottete Arbeiten in der Kapsel grenzt du bewusst vom oberflächlichen Arbeiten ab. Du solltest dort keine anspruchslosen und oberflächlichen Routineaufgaben erledigen.
In der Kapsel wird strategisch gearbeitet. Dort entstehen gute Ideen. Du arbeitest dort an der Zukunft deiner Firma.
In Summe bin ich pro Woche etwa zehn Stunden in der Kapsel. Ein guter Start sind 30 Minuten pro Tag. Dann bist du etwa vier Stunden pro Woche in der Kapsel. Du wirst in den vier Stunden mehr erreichen als du denkst. Probier es aus!
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